Frauen und Männer

Frauen und Männer



Vielleicht teilen sich an dieser Stelle ja die Meinungen, aber viel interessanter ist, daß sich an dieser Stelle offenbar auch die Geschlechter teilen. Ich beobachte seit einiger Zeit, daß Bücher wie "Wenn Frauen zu sehr lieben" oder "Männer lassen lieben" eine neue Art von Bestätigungsliteratur darstellen, weil Selbstbestätigung, die dazu noch kaufbar ist und auf vielen Seiten begründet zu sein scheint, viel schöner ist als Selbstkritik. Leider ist dies nicht der Ort, um dieses Thema einmal gründlich abzuhandeln, aber eines ist doch klar.

Die Frau hat es viel besser als der Mann, denn ihre Chancen aus der Gefangenschaft der Erziehung auszusteigen, sind viel größer. Ein Mann hat in unserer Gesellschaft kaum eine Chance, sich ein Leben aufzubauen, das nicht von Leistung und Erfolg bestimmt wird.

Frauen sind dagegen die Träger des Lebens und Sie haben dadurch einen nicht wegdiskutierbaren Vorteil. Sie können die Lebendigkeit eines entstehenden Lebens offen genießen, Sie können direkten Anteil nehmen an seinen Schmerzen, Freuden und Ekstasen. "Die meisten von uns Männern jedoch bauen, da wir nicht die Gnade einer vergleichbaren Determination fürs Leben und die Lebendigkeit haben, einen Lebenssinn auf, dessen Wege uns von der Freude, der Erwartung von Schmerz und Ekstase in der Erzeugung des Lebens trennen.

Diese Wege führen auch dazu, daß wir unsere Ängste nicht zulassen können. Im Gegensatz zur Frau, die bei den Ängsten und Verzweiflungen ihres Kindes verweilen darf, wird für uns das Herrschen zum Mittel, die Angst zu verdrängen. Dadurch sind wir aber einer Angst vor der Angst ausgesetzt, die uns nie die Gelegenheit gibt, zu erfahren, daß die Ängste, die man auf sich zukommen läßt, hingenommen werden könnten und nicht als bedrohliche Niederlage zu fürchten sind.

Die Angst vor der Hilflosigkeit bedeutet dann nie, daß man in einer gewissen Situation einfach hilflos ist...Hilflosigkeit bedeutet die Anerkennung der Grenzen unseres Einflusses, die Fähigkeit, es zu ertragen, auf jemanden oder auf etwas angewiesen zu sein." Sehen Sie also endlich alles etwas relativer, denken Sie zunächst einmal über die Begriffe nach, die Sie benutzen wollen, um sich selber daran zu messen. Sie sollten sich nicht immer selbst zerstören wollen.

Daß Menschen sich zerstören wollen, ist Ihnen nicht angeboren, sondern anerzogen. Nur dadurch, daß wir vom ersten Lebensmoment an leiden müssen, nehmen wir irgendwann ganz im Sinne des Dichters August Strindberg an: "Leben, das ist Leiden." Ich will das bisher Gesagte einmal gesellschaftlich ummünzen.

Wenn Sie sich an die Gesellschaft anpassen, dann sind Sie nicht Sie selbst und das hat böse Folgen. Sie sind unglücklich. Sie machen andere unglücklich und das Leben ist im Grunde nur eine Quelle voll von Enttäuschungen. Dabei heißt enttäuschen eigentlich ent-täuschen, also die Wirklichkeit sehen lernen. Gehen Sie aus der Welt des Scheins in die Welt des Seins! Lassen Sie uns deshalb noch über Gesellschaft und Manipulation sprechen.

(c) Michael Mahlke Remscheid - Alle Rechte vorbehalten