Lebenslang zusammen?

Kann man ein Leben lang zusammen sein?



Bis das der Tod euch scheidet

Haben Sie sich das nicht auch schon oft gefragt? Immer wenn in ihrem Freundeskreis eine Ehe zu Bruch ging oder wieder einmal eine Beziehungskiste zerbrach? Aber dann sahen Sie die Generation der Eltern und die waren noch zusammen. Oder die Großeltern, die Silberhochzeit, die goldene Hochzeit feierten? Und wie schön war so manche kirchliche Trauung, wenn der Pastor sprach:"...bis das der Tod euch scheidet." Und abends in der Tagesschau wurde dann die neue Scheidungsstatistik veröffentlicht: fast ein Drittel aller neu geschlossenen Ehen wird geschieden mit steigender Tendenz. Also: können wir ein Leben lang zusammen bleiben?

Obwohl diese Frage so wichtig ist, habe ich bisher kaum Bücher gelesen, die diese Frage gestellt haben oder sogar eine Antwort gaben. Zunächst wollen wir uns deshalb fragen, warum wir eigentlich eine Partnerschaft eingehen. Das ist ja nicht selbstverständlich, sondern eine Tradition unserer Kultur. Denkbar wären auch andere Formen des Zusammenseins mit wechselnden Partnern oder ohne überhaupt eine feste Bindung. Aber daß wir eine Partnerschaft haben wollen, muß ja Gründe haben. Du bist meine Welt - von wegen!

Ich will zuerst aus einem Buch für Frauen zitieren und möchte behaupten, daß die Gründe, die dort angeführt sind, für einen großen Teil der Männer genauso gelten: "1. Du wolltest endlich ‘Frau' sein. Du, die sich für emanzipiert hält, hast dennoch darunter gelitten, daß Dir der vermeintliche Qualitätsnachweis, ich bin eine verheiratete Frau, immer noch gefehlt hat. Ehe ohne Trauschein - das war nichts für Dich. Nicht daß Du den ersten besten genommen hättest, nein. Aber Du brauchtest in erster Linie den heiratswilligen Partner, und zufällig gab es da gerade keine große Auswahl. 2. Irgend etwas an Deinen bisherigen Lebensumständen hattest Du gründlich satt. Vielleicht wolltest Du aus einem muffigen Elternhaus heraus. aus Deiner kleinen tristen Stadt, aus dem langweiligen Bekanntenkreis. 3. Ganz ähnlich wie Punkt 2: Du suchtest nach einer bestimmten Lebensform: Frau eines Arztes, Künstlergattin, Frau eines Beamten (die Pension!) oder die eines Kollegen. Du wolltest am Wasser wohnen oder einen großen Garten haben oder ein Bauernhaus. 4. Du wolltest endlich Deinen Sex legalisieren. Dieses Herumschlafen wurde Dir immer mehr zuwider. Du wolltest auch in diesem Bereich gleichsam unter Dach und Fach sein. Die Ehe würde Dir also ein stets verfügbares Lustdepot bescheren. 5. Du wolltest unbedingt ein Kind oder mehrere. Für diese heißersehnten Ungeborenen brauchtest Du also einen legalen Vater. Du wolltest sie auf keinen Fall allein aufziehen. Und wenn es nicht Dein Wunsch war, sondern sich ein Kind einfach einstellte, dann hast Du um dieses Kindes willen geheiratet, vielleicht überstürzt, vielleicht blindlings, ohne zu prüfen: welche Chancen hat eine derart zustandegekommene Ehe, sich zu entwickeln und zu halten?"

Wenn auch nur kleine Parallelen in Ihrem Denken zu finden sind, dann sollten Sie sich hüten. Denn dann ist der Weg in die Katastrophe vorprogrammiert. Die Autorin des zitierten Buches drückt das so aus: "Du hieltest Dich für die Herrlichste von allen: tüchtig, verläßlich, ehrlich und treu, sauber, sexy usw. Wer also sollte ein solches Wesen nicht wollen? Natürlich mußte dabei etwas herausspringen: die große Belohnung. Herausgesprungen ist tatsächlich: die große Kränkung, wie sie auch in Punkt 1 bis 5 unmittelbar vorprogrammiert ist."

Wir sollten zunächst einmal klären, worüber wir eigentlich sprechen. Wenn wir von Beziehung, Ehe oder Partnerschaft sprechen, dann müssen wir uns zunächst klar werden, welche Begriffe wir da in den Mund nehmen, was wir darunter eigentlich verstehen.

(c) Michael Mahlke Remscheid - Alle Rechte vorbehalten