Der Weg zum Glück

Der Weg zum Glück



So, an dieser Stelle kann nun Ihr Weg zu wahrem Glück beginnen. Aber sind Ihnen die bisher erklärten Zusammenhänge auch wirklich klar?

· Erklären Sie sich noch einmal selber, warum die Leere, die Sie spüren, auf Ihre früheste Kindheit zurückzuführen ist?

· Welche Rolle spielte dabei die Erziehung?

· Warum ist ein sog. »braves« Kind später oft ganz unglücklich?

Wenn Ihnen dies ganz klar vor Augen steht und Sie verstanden haben, daß Sie ein Erziehungsprodukt sind, angefüllt mit Vorstellungen, die gar nicht die Ihren sind, dann sollten Sie weiterlesen.

Grunderfahrung Alleinsein

Wir haben festgestellt, daß Alleinsein eine existentielle Grunderfahrung ist. "Im Alleinsein wird sowohl das eigene Einmalig-Sein als auch Einsamkeit erfahren." Ich möchte an dieser Stelle noch einmal auf Alleinsein und Einsamkeit eingehen, damit wir uns richtig verstehen.

Unter Alleinsein verstehe ich die Erfahrung, daß der Mensch biologisch, körperlich eine Einheit ist und er das mit dem Kopf bemerkt. Es ist gefühlsmäßig die Empfindung, daß ich daran nichts ändern kann. Aber daß wir dies als Wunde des Herzens empfinden, also als Einsamkeit, liegt an der Grunderfahrung der Leere, die wir als Säugling gemacht haben und die in bestimmten Lebenssituationen wie ein Tonband angeschaltet wird.

Es macht "Klick" und der Schmerz wühlt. Psychologen unterscheiden auch noch "vorübergehende, situationale und chronische" Einsamkeit.

Während vorübergehende Einsamkeit nur ein paar Minuten dauert, ist situationale Einsamkeit bei neuen Lebensabschnitten, wie Verlassen des Elternhauses, Tod, Scheidung etc. anzutreffen. Oft bin ich dann in einer "Anpassungsphase an einen neuen Lebensabschnitt." Aber noch etwas kommt hinzu. Manche Menschen sind nie allein und doch fühlen sie sich einsam. Andere sind fast immer allein und fühlen sich nie einsam. Viele Menschen sind jahrelang eingesperrt - was sollen die sagen?

Einsame Menschen müssen also nicht weniger Kontakte als andere haben.
So hat eine amerikanische Psychologin gezeigt, daß die Erwartungen und Einstellungen eines Menschen entscheidend dafür sind, was ich als Einsamkeit empfinde. Andersrum ausgedrückt:

Was normal ist an Kontakten ist Ansichtssache. "Diese subjektive Einschätzung macht Menschen, unabhängig von der tatsächlichen Zahl ihrer Kontakte, einsam: Was dem einen als unerträgliche Isolation erscheint, ist für den anderen ein Übermaß an Zuwendung." Damit haben Sie gerade eine ganz wichtige Feststellung gemacht. Es hängt von mir allein ab, ob das Glas Wasser halbleer oder halbvoll ist! Wenn andere also sagen "Du mußt doch einsam sein" oder "Ich könnte so nicht leben", dann heißt das überhaupt nichts. Wie ich mich gut fühle, ist allein meine Sache.
Gegendruck zur verzerrten Wirklichkeit

Erst wenn Sie sich über diese Zusammenhänge im klaren sind, können Sie dem Druck entgegentreten, in einer verzerrten Wirklichkeit leben zu sollen. Dann sehen Sie das Alleinsein auch nicht mehr als Einsamkeit. Denn jetzt sind Sie in der Lage, diese offene Wunde Ihres Herzens zu heilen! Wenn Sie nicht mehr an Ihren eigenen Gefühlen zweifeln, haben Sie die Orientierung, die Sie brauchen.

Wissen Sie übrigens, daß Sie auf dieser Suche einen weltberühmten Begleiter haben? Kennen Sie "Der alte Mann und das Meer" oder "Wem die Stunde schlägt"? Richtig, das sind Romane von Ernest Hemingway.
Hemingway war einer der Menschen, die erkannt haben, was wichtig ist. Sein ganzes Werk war beherrscht von der "Suche nach dem Geheimnis einer Weisheit, die es zu erlernen gilt: erwachsen werden und leben zu wissen." Sie sehen also, daß die wirklich "großen" Menschen dieser Welt im Grunde eines vereint: sie haben begriffen, daß der Sinn des Lebens im gelebten Da-Sein liegt und nicht in der Traumwelt von Hollywood. Gerade dazu gehört aber auch noch etwas anderes. Wenn Sie vor sich selber zugeben, daß Sie bisher mit einem reduzierten oder falschen Selbst gelebt haben, dann geben Sie ja zu, daß Sie etwas falsch gemacht haben, wenigstens im alltäglichen Sprachgebrauch. Sie haben versagt, Sie waren schwach.

Unsinn

Obwohl der letzte Satz in Wirklichkeit völliger Unsinn ist, glauben die meisten Menschen das. Abgesehen davon, daß schwach und stark Wörter sind, die auf die menschliche Seele so gut anzuwenden sind, wie Autos kreativ sind, sie passen einfach nicht; hinzu kommt, daß wir alle Angst vor Schwäche haben. Aber diese Schwäche ist ja nur in unserem Kopf.
In Wirklichkeit sind wir so, wie wir sind. Wenn dies einer als Schwäche benennt, sagt er seine Sicht der Dinge, die übrigens falsch ist. Aber ist das Ihr Problem? Natürlich haben wir immer wieder die Gefühle der Hilflosigkeit, Angst und Verzweiflung. Na und? Nehmen Sie sie doch an!

Diese Gefühle zeigen doch, wie Sie sich innerlich dagegen wehren, nicht bei sich zu sein. Ihr Körper und Ihre Seele kämpfen, um zu sich zu kommen. Nur so können Sie erfahren, "daß Hilflosigkeit, wenn man sie annimmt, die Erfahrung möglich machen könnte, daß man ihretwegen nicht sterben wird." Sie müssen also ein anderes Denken lernen. Es ist nicht entscheidend, was an Werten da ist, an idealen Vorstellungen, an denen Sie sich zu orientieren haben.
Drehen Sie die Werte rum! Nehmen Sie sich zum Maßstab aller Dinge! Wenn Sie dies tun und wirklich erkennen, daß Leben nicht aus Zerstörung, Kampf und Konsum besteht, erst dann sind Sie auf dem Weg zu wahrem Leben.
Erich Fromm spricht davon, von der Existenzweise des "Habens" zur Existenzweise des "Seins" zu gelangen. Sich selbst zum Maßstab aller Dinge zu machen heißt eben nicht, sich die Erde untertänig zu machen. Denn Sie fühlen sich nur wohl in einer gesunden Natur. Sie fühlen sich nur wirklich wohl im menschlichen Miteinander. Sie fühlen sich nur wirklich wohl in einer angstfreien Gesellschaft. Dies ist nicht die Beschreibung des Paradieses. Aber es ist die Sichtweise, die Sie entwickeln müssen, wenn Sie sich auf dieser Erde nicht ununterbrochen gedrängt, überfordert und sinnlos vorkommen wollen. Es gibt nur diesen Weg. Schlagen Sie ihn ein, gehen Sie ihn bis zum Ende!

Lernen Sie befreiendes Denken! Sie kennen doch sicher solche Erfolgsbücher wie "Die Kunst ein Egoist zu sein" von Kirschner oder "Sorge Dich nicht, lebe" von Carnegie. Diese Schriftsteller versuchen auch, Ihr Denken zu verändern und die Begriffe positiv zu sehen. Aber ich mache Ihnen zum Vorwurf, daß Sie die Ursachen nicht bekämpfen. Meiner Meinung nach reicht es eben nicht, nur Strategien für die Entwicklung des Lebensalltags zu lernen. Wirkliches Leben wird dadurch nicht gefunden.

Letztlich lernen Sie dadurch nur einige Techniken, die helfen, Situationen zu überleben. Aber das hilft überhaupt nicht, um sich selbst besser zu verstehen. Dagegen hilft die Erkenntnis, daß Sie zur Angst vor der Freiheit erzogen wurden und Sie eigentlich nie ganz kennengelernt haben.

Für mich war in diesem Zusammenhang die Erfahrung interessant, daß Gefühle für die meisten Menschen etwas einfaches und selbstverständliches sind, so selbstverständlich, daß man nicht einmal darüber nachdenken muß.
Dabei sind sie alles, was unser Innerstes ist. Wenn wir dann auf die Bühne des Lebens treten, was machen wir? Wir spielen. Wir versuchen nicht zu lernen, so zu sein, wie wir sind. Nein, wir versuchen unsere Rollen so gut wie möglich zu spielen. Der knallharte Geschäftsmann, die liebende Frau, der eiskalte Killer, der coole Typ, der stiefeltragende Macho, die modellstarke Mieze. Wir bezahlen dafür einen hohen Preis und zwar mit dem ständig nagenden Zweifel, "weil man etwas in seinem Innersten als Fiktion beargwöhnt."

(c) Michael Mahlke Remscheid - Alle Rechte vorbehalten