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Wer bin ich?

Wer bin ich


Lassen Sie uns jetzt eine neue Seite im Buch der Entdeckungen aufschlagen. Bisher haben wir ja nur kennengelernt, wie und warum wir so geworden sind. Und dabei haben wir nur den zwar am stärksten prägenden, aber nicht allein wirksamen Bereich der elterlichen frühkindlichen Erziehung besprochen. Nun leben wir aber nicht in herrschaftsfreien Räumen und die Gesellschaft hört an der Haustür nicht auf.
Deshalb müssen wir noch eine ganz einfache Frage beantworten. Ich weiß also jetzt, warum ich so geworden bin, also: wer bin ich? Am besten schauen wir in den Spiegel. Schauen Sie zunächst einmal in Ihren Spiegel und dann schauen wir in einen etwas größeren Spiegel, den Spiegel der Gesellschaft. "Die Individualpsychologie ist zwar auf den einzelnen Menschen eingestellt..., allein sie kommt dabei nur selten, unter bestimmten Ausnahmebedingungen, in die Lage, von den Beziehungen dieses Einzelnen zu anderen Individuen abzusehen. Im Seelenleben des Einzelnen kommt ganz regelmäßig der andere als Vorbild, als Objekt, als Helfer und als Gegner in Betracht, und die Individualpsychologie ist daher von Anfang an auch gleichzeitig Sozialpsychologie..." Hier schreibt der Altmeister der Psychologie, Sigmund Freud, etwas ganz wichtiges: wir können uns nur verstehen, wenn wir die Gesellschaft verstanden haben, in der wir leben.
Erich Fromm hat einmal ein Buch geschrieben mit dem Titel "Wege aus einer kranken Gesellschaft". Allein der Titel ist schon eine sehr treffende Zustandsbeschreibung. Fromm stellt darin zunächst etwas fest, was wir auch schon kennengelernt haben: "Die Tatsache, daß die Geburt des Menschen in erster Linie etwas Negatives ist, daß er nämlich aus seinem ursprünglichen Einssein mit der Natur ausgestoßen wird..., hat zur Folge, daß der Geburtsprozeß keineswegs leicht ist. Jeder Schritt in seine neue menschliche Existenz hinein ist angsterregend." Was Alice Miller auf die Kindheit bezieht und Freud entdeckt hat, untersucht Erich Fromm.
Und er beschreibt uns Menschen in dieser Gesellschaft so: "Ich bin - ein System von Wünschen und deren Befriedigung; ich muß allerdings arbeiten, um mir meine Wünsche erfüllen zu können - und eben diese Wünsche werden von der Wirtschaft ständig stimuliert und gelenkt. Die meisten dieser Begierden sind künstlich erzeugt, selbst die sexuelle Begierde ist bei weitem nicht so ‘natürlich', wie man behauptet...Seinen Spaß zu haben, besteht hauptsächlich in der Befriedigung, zu konsumieren und sich etwas einzuverleiben... Die Welt ist ein einziges großes Objekt für unseren Appetit, ein Riesenapfel, eine Riesenflasche, eine Riesenbrust. Wir sind die ewig wartenden, ewig hoffenden - und ewig enttäuschten Säuglinge. Wie könnten wir auch nicht enttäuscht sein, wenn unsere Geburt bei der Mutterbrust bereits endet, wenn wir doch nie entwöhnt werden und immer über ihr Alter hinausgewachsene Babys bleiben...?"


(c) Michael Mahlke Remscheid - Alle Rechte vorbehalten