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Auf der Suche nach dem wahren Selbst

Auf der Suche nach dem wahren Selbst


Also müssen wir uns auf die Suche nach unserem wahren Selbst begeben. Kennen Sie die Sage von Narzissos, dem griechischen Jüngling, der in sein Spiegelbild verliebt war? Diese uralte griechische Sage wird uns die Tore öffnen zu den Gärten der Kindheit: "Narzissos wollte nichts anderes als der schöne Jüngling sein, verleugnete sein wahres Selbst, wollte sich mit dem schönen Bild vereinigen. Das führte zur Selbstaufgabe, zum Tod...Dieser Tod ist eine logische Konsequenz der Fixierung auf das falsche Selbst. Denn es sind nicht nur die ‘schönen', ‘guten', die gefälligen Gefühle, die uns lebendig sein lassen, unser Dasein vertiefen und uns entscheidende Einsichten gewähren, sondern oft gerade die unbequemen, unangepaßten, die wir am liebsten fliehen möchten: Ohnmacht, Scham, Neid, Eifersucht, Verwirrung, Trauer."

Dieses Verliebtsein des Narzissos in die Sonnenseite seiner Existenz hat zu einem Begriff geführt: dem Narzißmus. Psychologen benutzen ihn gern, um uns darauf aufmerksam zu machen, daß wir egoistisch sind. Im Rahmen unserer Alltagssprache hört sich das negativ an. Die Psychologen meinen damit aber etwas anderes.

Wir haben ja schon festgestellt, daß unsere Erziehung dazu führt, die Bedürfnisse der Eltern zu erfüllen und nicht unsere eigenen. Genau hier sagen Psychologen wie Alice Miller, daß wir nur dann ein wahres Selbst aufbauen können, wenn wir ganz egoistisch sind. Dabei muß der Begriff so verstanden werden, daß ein noch nicht bewußt denkendes Baby die Möglichkeit haben muß "über die Mutter verfügen zu können, sie zu gebrauchen, von ihr gespiegelt zu werden."

Wissenschaftlich hört sich das dann so an: "Nach H. Kohut besetzen wir ein Objekt narzißtisch, wenn wir es nicht als Zentrum seiner eigenen Aktivitäten erleben, sondern als Teil von uns selbst. Verhält sich der andere Mensch nicht, wie wir es erwarten oder brauchen, so sind wir unter Umständen maßlos enttäuscht oder gekränkt..." Der Säugling als hilfloses Wesen muß die Möglichkeit der narzißtischen Besetzung haben. Erst wenn das Kind die Möglichkeit hat, Mutter oder Vater narzißtisch zu besetzen, kann das heranwachsende Kind ein gesundes Selbstgefühl bekommen. Alice Miller versteht darunter "die unangezweifelte Sicherheit, daß empfundene Gefühle und Wünsche zum eigenen Selbst gehören."

Es geht also darum, daß das Kind lernt, sich selbst (sein Fühlen und seine Reaktionen) zum Ausgangspunkt des ja erst zu entwickelnden eigenen Wesens zu machen. Aber wer ist schon so aufgewachsen?

Die meisten Menschen haben eben nicht gelernt, ihre eigenen Bedürfnisse zum Ausgangspunkt zu nehmen. Sie waren "brave" Kinder. Das Gefühl der Leere oder daß ich mich nicht ausleben kann, sind doch täglich zu spürende Folgen dieser Entwicklung. Alice Miller und viele andere Psychologen sagen, daß man durch Trauerarbeit sein wahres Selbst finden kann.

Dazu gehört das Erkennen der Situation, das Wiederherstellen der Erlebnisfähigkeit und das bewußte Durchleben. Richtig daran ist sicherlich, daß nur die Aufarbeitung der eigenen Lebensgeschichte den Schlüssel liefern kann zum Verstehen von mir und meinen Handlungen.

Aber mit welcher Methode letztlich jeder besser zurechtkommt, ob er zum Psychologen geht oder sich viele Dinge mit aufklärender Literatur erarbeitet, ob er beides macht oder viel lieber eine Gestalttherapie, das muß jeder für sich entscheiden. Es stimmt aber, daß bloßes Erkennen noch nicht ausreicht. Verdrängte Probleme müssen erlebt, müssen (r)ausgelebt werden, weil nur so die Macht der eigenen Vergangenheit abgebaut wird und Offenheit wachsen kann.


(c) Michael Mahlke Remscheid - Alle Rechte vorbehalten