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Wie wir ins Leben treten

Wie wir ins Leben treten



An dieser Stelle müssen wir uns nun in Ergänzung dazu ein Bild machen über unseren Weg in das noch zu findende eigene Leben. Denn erst wenn wir diesen Weg gedanklich beschritten haben, wenn wir wissen, wo wir sind, finden wir das Tor zum eigenen Erleben.

Lassen Sie uns ganz biologisch beginnen. "Der verhältnismäßig plötzliche Übergang vom Fötus zur menschlichen Existenz und das Durchschneiden der Nabelschnur ist ein Zeichen dafür, daß das Kind vom Mutterleib unabhängig geworden ist. Aber diese Unabhängigkeit ist nur in dem Sinne wirklich eingetreten, als beide Körper jetzt voneinander getrennt sind. In bezug auf seine Körperfunktionen bleibt das Kleinkind noch ein Teil der Mutter...Je mehr das Kind heranwächst und sich von den primären Bindungen löst, um so mehr entwickelt sich bei ihm ein Suchen nach Freiheit und Unabhängigkeit. Aber wir können das Schicksal dieses Suchens nur ganz verstehen, wenn wir uns die Dialektik im Prozeß der zunehmenden Individuation klarmachen. Dieser Prozeß hat zwei Aspekte. Der eine besteht darin, daß das Kind körperlich, seelisch und geistig kräftiger wird. In jedem dieser Bereiche nehmen Intensität und Aktivität zu...Es entwickelt sich eine organisierte Struktur, die vom Willen und von der Vernunft des Betreffenden gelenkt wird.... Der andere Aspekt des Individuationsprozesses ist die zunehmende Vereinsamung. Die primären Bindungen bieten Sicherheit und eine ursprüngliche Einheit mit der Welt außerhalb.

Je mehr das Kind aus dieser Welt herauswächst, desto mehr merkt es, daß es allein und eine von allen anderen getrennte Größe ist. Diese Lostrennung von einer Welt, die im Vergleich zur eigenen individuellen Existenz überwältigend stark und mächtig, oft auch bedrohlich und gefährlich ist, erzeugt ein Gefühl der Ohnmacht und Angst. Solange man ein integrierter Teil jener Welt war und sich der Möglichkeiten und der Verantwortlichkeit individuellen Tuns noch nicht bewußt war, brauchte man auch keine Angst davor zu haben. Ist man erst zu einem Individuum geworden, so ist man allein und steht der Welt mit allen ihren gefährlichen und überwältigenden Aspekten gegenüber."

(c) Michael Mahlke Remscheid - Alle Rechte vorbehalten